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Aus dem Landtag
SN- Interview mit Frank Sichau (19.1.2003)


SN- Interview mit Frank Sichau:
Vertrauen in die Politik
immer wieder neu wagen


Mit dem Wanne-Eickeler SPD-Landtagsabgeordneten Frank Sichau sprach die SN- Praktikantin Kathleen Falkenberg, Schülerin der elften Klasse des Pestalozzi-Gymnasiums, anlässlich eines Besuchs im Düsseldorfer Landtag.

SN: Herr Sichau, was hat Sie dazu bewegt, Landtagsabgeordneter zu werden?
Sichau: Das hat sich mit der Zeit entwickelt. Nach der Bundeswehr, das war 1967, bin ich der SPD beigetreten. Seit 1995 bin ich Mitglied des Landtages, wo ich kommunale Interessen vertreten wollte, aber das war mir nicht möglich, da es schon zu viele Kommunalpolitiker gab. So kam ich in die Kinder-, Jugend- und Familienpolitik. Letztendlich wurde ich im Rechtspolitischen Bereich tätig.
SN: Was sind Ihre speziellen Aufgaben?
Sichau: Als Rechtssprecher der SPD-Landtagsfraktion habe ich viel mit Anwälten, Staatsanwälten und Notaren in NRW zu tun. Zum Beispiel setze ich mich mit den Problemen auseinander, die entstehen, wenn ein Anwalt aus Westfalen ins Rheinland zieht. Es ist nämlich so, dass im Rheinland ein Anwalt nicht gleichzeitig ein Notar sein kann, so wie es bei uns der Fall ist.
SN: Was will die SPD gegen die Arbeitslosigkeit in NRW unternehmen?
Sichau: Die Arbeitslosigkeit ist besonders in Herne auf Grund der Strukturentwicklung ziemlich hoch. Davon ist auch die Jugend betroffen. Wir wollen Ausbildungskonsense auf der Ebene der Zusammenarbeit schaffen. Mit dem Projekt "Jugend in Arbeit" hoffen wir auf Erfolg. Mittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit könnten zum Beispiel Lohnkostenzuschüsse und Verkürzung der Arbeitszeit sein. Letzteres dürfte aber nur schwer durchzusetzen sein, da nicht viele Menschen damit einverstanden sein werden, weniger zu arbeiten und dann auch weniger Geld zu bekommen. Das Arbeitsamt soll in Zukunft ein "Jobcenter" sein.
SN: Was halten sie von der scharfen Kritik an der rot- grünen Koalition von Seiten der Union?
Sichau: Auf Grund der Kritik zu den Steuererhöhungen kann ich sagen, dass man die Politik länger beobachten muss um Kritik auszuüben. Es ist nicht die Zeit für Steuersenkungen. Wobei ich sagen muss, dass es im Landtag keine Probleme mit der CDU gibt. Diese übt keine oder nur wenig Kritik an der rot- grünen Koalition aus.
SN: Wie wichtig ist der Metrorapid für NRW?
Sichau: Der Metrorapid ist für uns wirtschaftlich sehr wichtig. Auf der Strecke zwischen Dortmund und Düsseldorf hält er nicht überall. Der Zeitaufwand ist gegenüber einem regionalen Zug viel geringer. Bei einer so großen Bevölkerung ist ein Metrorapid auf jeden Fall gerechtfertigt. Auch industriepolitisch ist er sehr von Nutzen. Etwas, was in Deutschland erfunden wurde, sollte auch hier entstehen und nicht nur tausende Kilometer entfernt in China.
SN: Wie stehen Sie zu den Spendenaffären des letzten Jahres?
Sichau: Meine Meinung dazu ist sehr negativ. Wenn gespendet wird, dann doch bitte öffentlich. Es ist klar, dass solche Affären immer ein schlechtes Licht auf die Parteien werfen. Trotzdem sind Spenden erwünscht, da ja alles Geld kostet. Wenn es zum Beispiel Lohnerhöhungen gibt, bekommen wir Abgeordneten diese erst viel später, aber die Leute von außerhalb denken dann immer, dass sich die Politiker schon wieder mehr Geld genehmigen.
SN: Kann man Politikern überhaupt noch trauen?
Sichau: Vertrauen muss immer über einen längeren Zeitraum aufgebaut werden. Wenn es gebrochen wird, ist das immer schlecht und man wird vorsichtiger. So muss man immer wieder neu wagen jemandem zu ver-trauen.
SN: War es ein gutes erstes Jahr für den Euro?
Sichau: Ich denke, dass es trotz des "Teuros" ein gutes Jahr für den Euro war. Mittlerweile müsste sich auch jeder an die Währungsumstellung gewöhnt haben. Das erfordert einfach nur das Umdenken der Menschen. Durch den Euro ist auch nicht alles teurer geworden. Viele rechnen ja einfach nur mal zwei, obwohl das ja nicht ganz stimmt.

SN: Wie waren Ihre persönlichen Erfahrungen?
Sichau: Meine eigenen Erfahrungen mit dem Euro sind sehr positiv. Zum Beispiel finde ich gut, dass jetzt bei Auslandreisen das Umrechnen wegfällt. Europa wächst durch den Euro zusammen. Man muss sich die Umstellung nur verinnerlichen.

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Frank Sichau, Mitglied im Landtag Nordrhein-Westfalen