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Podiumsdiskussion "Religion und Politik"
(1. März 2002, Volkshaus Röhlinghausen)


Steht die Welt vor einem Kampf der Kulturen, einem Kampf zwischen der westlichen-christlichen und der östlich-islamischen Welt? Ist der Fundamentalismus im Islam, aber nicht nur der, eine Bedrohung für den Frieden? Diese und andere Fragen wurden auf einer Podiumsdiskussion im Volkshaus Röhlinghausen gestellt.

Auf der Veranstaltung des SPD-Ortsvereins Röhlinghausen diskutierten: Dr. theol. Peter Schallenberg, Direktor der Kommende Dortmund, Pfarrer Klaus-Peter Röber, Superintendent des Kirchenkreises Herne, Yunus Ulusoy, Zentrum für Türkeistudien der Universität Essen und Frank Sichau, evang. Pfarrer und Wanne-Eickeler Landtagsabgeordneter.


Auf dem Foto von links nach rechts: Yunus Ulusoy, Klaus-Peter Röber, Jochim Wittkowski (Bildungsbeauftragter im SPD-Ortsverein Röhlinghausen und Diskussionsleiter), Frank Sichau und Dr. Peter Schallenberg.


Yunus Ulusoy ging zunächst auf die Situation der Muslime in Deutschland ein. Sie bilden die zweitgrößte Religionsgemeinschaft. In Herne bereits jeder neunte Einwohner ein Muslime. Die Grundvorschriften des Korans dienten diesen Menschen als Handlungsmaxime. Sie würden sich jedoch mit unterschiedlicher Intensität daran halten. Ihre Gruppierung sei als durchaus heterogen anzusehen. Usuloy bezeichnete die Konflikte im Islam als eher gesellschaftlich motiviert, sie hätten keine rassistische Ausprägung, dies sei eher ein westliches Phänomen. Ulusoy räumte jedoch ein, dass eine kleine Gruppe fundamentalistisch geprägt sei.
Für bestimmte Entwicklungen in der Welt machte er die USA verantwortlich. Ihr würde es im wesentlichen um wirtschaftliche und strategische Interessen gehen. Lob fand Ulusoy für das Bemühen der Stadt Herne um eine bessere Verständigung zwischen den Kulturen. Vorbildlich seien die interkulturellen Wochen sowie die christlich-muslimischen Gespräche in der Volkshochschule.

Auch Superintendent Röber ging auf die Frage ein, ob die Armut in der "Dritten Welt" die Ursache für den Terror sei. "Ohne die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit kann Gewalt nicht diskutiert werden", so Röber. Für ihn sei es auch kein Widerspruch, dass viele Terroristen aus reichen Familien stammten. Es sind die Verhätnisse die Widerspruch hervorriefen. Röber machte aber auch deutlich, dass nach den Terroranschlägen die Bereitschaft mehr über den jeweils anderen zu erfahren zugenommen habe. Konflikte habe es in Herne nicht gegeben. Zum Dialog auch über Glaubensfragen gebe es keine Alternative, so Röber.

Die These, die "Dritte Welt sei Opfer der Ersten" und die Ursache allen Elends ist die kapitalistische Ökonomie, mochte Frank Sichau, SPD-Landtagsabgeordneter, nicht vorbehaltlos teilen. Gewiss sei daran nicht alles falsch, jedoch dürfen wir uns nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass hier auch "hausgemachte" Probleme vorliegen. Das wirtschaftliche Potential der islamischen Welt reiche aus um sich selbst zu versorgen. Die wirtschaftlichen Güter dort, seien allerdings sehr ungleichmäßig verteilt.
Frank Sichau widersprach auch der These es gäbe im Islam keinen Rassismus. Dies sei reine Idiologie. "Es wird in der Türkei verleugnet, dass man Kurden zu Bergtürken macht." Die Scharia, das Gesetz des Islam, sei zutiefst inhuman.
Die Verplichtung auf Demokratie, die Anerkennung allgemeiner Rechte und Freiheiten sind unverzichtbare Bedingungen für die individuelle und soziale Entwicklung. "Das Probleme der Vereinbarkeit unseres demokratische Systems mit radikal-islamischen Vorstellungen bestehen, ist ein Faktum, das man nicht wegdiskutieren kann."

Dr. Schallenberg meinte, Toleranz gegenüber anderen Kulturen sei zwar prinzipiell wünschenswert, jedoch sind für den westlichen Kuturkreis nicht alle Werte und Praktiken anderer Kuturkreise akzeptabel. Die Toleranz definierte er als einen lang anhaltenden Prozess der Suche nach der Vernunft. Toleranz endet, wenn man mit der Intoleranz konfrontiert wird. Würde man Intoleranz tolerieren, würde sich die Toleranz selbst aufheben und ihren Gegnern die Möglichkeit geben, diesen hohen Wert zu vernichten.


Weitere Informationen
Frank Sichau, Mitglied im Landtag Nordrhein-Westfalen